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Die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan 1854-1868

Meine Dissertation

206 dissEin aus heutiger Sicht etwas sperriger Titel, auch wenn er die Sache auf den Punkt bringt. Für diese Arbeit waren umfangreiche Archivrecherchen notwendig. Neben den Staatsarchiven in Hamburg, Bremen, der Commerz-Bibliothek Hamburg und dem Algemeen Rijksarchief Den Haaf hätten eigentlich auch die Akten des Deutschen Zentralarchivs in Merseburg (damals DDR) eingesehen werden müssen. Doch das Zentralarchiv lehnte meinen Antrag auf Akteneinsicht ab – und kassierte für diese Ablehnung 20 D-Mark.

Als ich mich 1980 mit einem Postgraduate-Stipendium des japanischen Kulturministeriums (Monbusho) an der Universität Tokyo (Tokyo Daigaku) einschrieb, konnte ich nicht ahnen, dass die Merseburger Akten alle auf Mikrofilm im Historiographischen Institut der Universität Tokyo (Tokyo Daigaku Shiryohensanjo) vorlagen. Die DDR hatte die Mikrofilme der Universität Tokyo geschenkt, um eine Partnerschaft mit der Humboldt-Universität anzubahnen.

Die eineinhalb Jahrzehnte, in denen sich Preußen, und im seinem Kielwasser die Zollvereinsstaaten und die drei Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck, um einen Handelsvertrag mit Japan bemühten, waren für beide Länder die Epoche, in denen die Weichen zur Nationenbildung gestellt wurden. In Japan lavierte das Shogunat zwischen den Polen „Bewahrung des Status quo“ und „Vorsichtige Modernisierung“ und wurde währenddessen von den oppositionellen Kräften, die sich um den Tenno in Kyoto formiert hatten, überholt. 1868 war das Shogunat am Ende, Japan trat in die Meiji-Ära ein und modernisierte sich als erstmals geeinte Nation in einem atemberaubenden Tempo.

In Deutschland entschied sich in dieser Zeit der Dualismus zwischen Preußen und Österreich zugunsten Berlins. Dass Friedrich zu Eulenburg, der Leiter der preußischen Ostasienexpedition, 1860 in Edo (Tokyo) auch für die anderen deutschen, dem Zollverein angeschlossenen Staaten und den drei Hansestädten verhandeln sollte, gehörte zu den Bausteinen, mit denen Preußen sich in dieser Auseinandersetzung positionierte. Während Bremen und Lübeck sich in nationaler Begeisterung gerne von Eulenburg vertreten ließen, wehrte sich Hamburg widerwillig dagegen. Man wollte um keinen Preis die eigene Souveränität stückweise preisgeben. Als Eulenburg schließlich nur einen Vertrag zwischen Preußen und Japan abschließen konnte, war die Enttäuschung in Deutschland und der Ärger in den Hansestädten groß. In Hamburg herrschte grimmige Genugtuung. Man hatte es ja gewusst; auf die Preußen war kein Verlass. Dabei war ein Vertrag mit Japan im Grunde nur für Hamburg von Interesse, da die in der Chinafahrt eingesetzten Hamburger Schiffe Japan nicht anlaufen durften. 1866 erledigte sich dieses Problem mit der Gründung des Norddeutschen Bundes. Hamburger Schiffe konnten jetzt unter der schwarz-weiß-roten Flagge des Bundes japanische Häfen anlaufen.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan 1854-1868.
(= Studien zur modernen Geschichte, hrsg.v. Fritz Fischer. Klaus-Detlev Grothusen. Günter Moltmann und Bernd-Jürgen Wendt, Universität Hamburg, Bd. 33)
254 Seiten
Wiesbaden, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 1987
ISBN 3-515-04618-6

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